Fr 5. April

20:00 Einführung

20:30 Uhr Konzert


Konzert 1

Bündner Kunstmuseum

Chur

Ursprung   Details


CLAUDE VIVIER (1948–1983)

Pulau Dewata (1977)

für Flöte, Klarinette, Violine, Viola, Violoncello, Klavier und Schlagzeug


IANNIS XENAKIS (*1922)

Zyia (1952)

für Sopran, Flöte, Klavier und

Männerchor


MAURICE RAVEL (1975–1937)

Boléro (1928)

(Bearbeitung von David Sontòn Caflisch 2014) für Flöte, Klarinette, Violine, Violoncello und Klavier

Ensemble ö!


Irina Ungureanu Sopran

Riccarda Caflisch Flöte

Manfred Spitaler Klarinette

David Sontòn Caflisch Violine

Genevieve Camenisch Viola

Christian Hieronymi Violoncello

Asia Ahmetjanova Klavier

Daniel Stalder Schlagzeug


4 Tenöre

Leitung: Christoph Waltle

Sa 6. April

17:00 Konzert mit Einführung


Konzert 2

Bündner Kunstmuseum

Chur

Nachlass Stundung    Details


ROLF RIEHM (*1937)

Graucieusement (1990)


FRIEDEMANN TREIBER (*1971)

Triptychon UA (2018)


FRANZ FURRER-MÜNCH (1924–2010)

instants modifiés (1989)


MAURICO KAGEL(1931–2008)

Aus dem Nachlass (1986)

Fathom String Trio


David Sontòn Caflisch Viola

Moritz Müllenbach Violoncello

Aline Spaltenstein Kontrabass

Infos zur UA Triptychon

Friedemann Treiber (*1971)

Triptychon (2018) für Trio basso (Viola, Violoncello und Kontrabass)


Er erhielt den ersten Violinunterricht mit 5 Jahren von seinem Bruder Felix. Danach folgten 10 Jahre Studien bei Wolfgang Marschner (MHS Freiburg i. Br.) und Hansheinz Schneeberger (MHS Basel). Nach dem Abitur 1990 erwarb er an der Musikhochschule Basel 1991 das Solistendiplom und 1992 das Lehrdiplom für Violine. Er ist Preisträger zahlreicher nationaler und internationaler Wettbewerbe. Internationale Konzerttätigkeit solistisch, als Kammermusiker und mit namhaften Orchestern (u. a. SWR Rundfunk-Orchester, Nürnberger Sinfoniker, Stettiner Philharmonie, Sinfonieorchester Basel, Barossa Festival Orchestra Australien). Rundfunkaufnahmen seit 1985 im Deutschlandfunk, SWR, Schweizer Radio DRS, Australian Broadcast Corporation, CD-Einspielungen u. a. mit Solowerken von Westhoff, Bach, Paganini, Reger, Bartók, Treiber und Henze, ebenso im Duo mit dem Gitarristen Klaus Jäckle, mit Ensemble Aventure Freiburg und Ensemble Phoenix Basel. Sein Repertoire umfasst zahlreiche Werke für Violine solo Kammermusik sowie Violinkonzerte aller Epochen. Ausserdem ist er Konzertmeister des Ensemble Phoenix Basel und Primarius des Ensemble Aventure Freiburg i. Br. Treiber spielt auch Klavier und Viola und entfaltet ausserdem eine rege Tätigkeit als Komponist.


Friedemann Treiber über sein Werk: «Mein neues Werk Triptychon für Viola, Violoncello und Kontrabass (Auftragswerk Fathom String Trio) behandelt den Umgang mit der Zeit bzw. dem Zeitgefühl und damit das Spannungsfeld zwischen der Rückbesinnung auf Vergangenes und dem kreativen Blick in die Zukunft. Wie schon in meinem letzten Werk Chwila (Der Augenblick) für Violine und Viola (2016) nach dem gleichnamigen Gedichtband von Wislawa Szymborska geht es auch in meinem Trio Basso um das Phänomen der dahinfliessenden Zeit, obwohl es im unmittelbaren Erleben real nur den einen gegenwärtigen Augenblick gibt, der sowohl die Erinnerung an Vergangenes als auch den Ausblick auf Kommendes beinhaltet und somit die Zeit als Illusion entlarvt. Ähnlich wie in Maurizio Kagels Werk Aus dem Nachlass für Trio Basso, das im gleichen Konzertprogramm erklingt, wird in meiner Komposition somit zwangsläufig auf Vertrautes und Vergangenes Bezug genommen, um sich von dort kompositorisch und ausdrucksmässig überhaupt in neue Gefilde begeben zu können.»

19:30 Einführung

20:00 Konzert


Konzert 3

Theater Chur

Dürrenmatt-Zyklus   Details


DOMINIQUE GESSENEY RAPPO (*1953)

extraits de Fantaisie FD 21 (2017)


ANDREAS PFLÜGER (*1941)

Jedes Kunstwerk ist apokalyptisch (2018)


MARCO PEREZ RAMÌREZ (*1964)

Respiro (2017)


DAVID SONTÒN CAFLISCH (*1974)

Stoff (2018)


CLAUDE VIVIER (1948–1983)

Pulau Dewata (1977)

für Ensemble und Orchester (UA der Fassung von David Sontòn Caflisch)

Orchestre Musique

des Lumières mit

Ensemble ö! als Gast


Leitung: Facundo Agudin


Bénédicte Tauran Sopran

Azra Ramic Klarinette


Frauenchor Jura-Graubünden

So 7. April

11:00 Konzert


Konzert 4

Matinée

Theater Chur

Liederzyklus

Gion Antoni

Derungs   Details


GION ANTONI DERUNGS (1935–2012)

Chanzuns romanticas Op. 104 (1985 / 88)


DURI SIALM (1891–1961)

Processiuns für Klavier solo


GION ANTONI DERUNGS

Aquarels Op. 172 (2006)

16:00


Theater Chur

Café Bar

Komponisten­gespräch

mit Fortunat Frölich, Moritz Müllenbach, David Sontòn Caflisch und Philippe Bach

17:00


Konzert 5

Theater Chur

Sinfoniekonzert   Details


FORTUNAT FRÖLICH (*1954)

Der Klang der Stille UA (2019)

für Orchester


DIETER AMMANN (*1962)

Unbalanced Instability (2012/13)

für Violine und Orchester


DAVID SONTÒN CAFLISCH

Enceladus-Variationen UA (2019)

für Flöte, Klarinette, Violine,

Violoncello, Klavier und Orchester


GION ANTONI DERUNGS

Vierte Sinfonie op. 132 (1993)

Kammerphilharmonie

Graubünden mit Ensemble ö! als Gast


Leitung: Philippe Bach


Simone Zgraggen Violine

Riccarda Caflisch Flöte

Manfred Spitaler Klarinette

Sonya Suldina Violine

Christian Hieronymi Violoncello

Asia Ahmetjanova Klavier

Infos zur UA Der Klang der Stille

Fortunat Frölich (*1954)

Der Klang der Stille (2019) für Kammerorchester


Er studierte Violoncello, Gesang und Orchesterleitung am Konservatorium Zürich, am Conservatorio di Napoli und an der Musikhochschule Leipzig. Er wirkte als Cellist und Sänger in unzähligen Formationen verschiedenster Prägung mit. Heute arbeitet er als Komponist und Dirigent. In seinen Kompositionen verwendet Fortunat Frölich eine breite Palette musikalischer und stilistischer Mittel, was durchaus seinem eigenen musikalischen Werdegang entspricht, der ihn in die verschiedensten musikalischen Sparten und auch zu anderen Kulturen führte. Kompositionsaufträge erhielt er vom Bundesamt für Kultur, von der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia, Schweizer Landesausstellung expo 02, Sinfonieorchester Basel, Orchestra Filarmonica di Torino, Theater Basel, Opernhaus Biel / Solothurn, Luzerner Theater, Basler Madrigalisten, Zürcher Kammerorchester, Festival Boswiler Sommer, Stimmen Festival Lörrach, Menhir Festival Falera und anderen mehr. Als Dirigent arbeitete Frölich mit namhaften Solisten, Orchestern und Ensembles zusammen, wie Juliane Banse, Rima Khcheich, Christian Zehnder, Sinfonieorchester Basel, Ensemble Phoenix Basel, Hamburger Symphoniker, Ensemble Resonanz Hamburg, Zürcher Kammerorchester, Kammerphilharmonie Graubünden, Karlovivary Symphony Orchestra, North of England Chamber Orchestra, Basler Madrigalisten, Choeur du Maroc, und anderen mehr.

Fortunat Frölich über sein Werk: «Wenn ich mit meinen Freunden ein Bistro aufsuche, um Kaffee oder Bier zu trinken, halten diese mich manchmal für kompliziert: Das eine Tischchen ist mir zu nahe an einer vielbefahrenen Strasse, im anderen Restaurant ist mir die Musik zu laut. Ich muss dann meinen kopfschüttelnden Freunden erklären, dass ich halt ein Ohren-Mensch bin und dass mein Wohlbefinden auch vom akustischen Umfeld abhängt. Mein absoluter Lieblingsklang ist die Stille. Wenn ich in die Stille hineinhöre wird meine innerste Sehnsucht befriedigt. Ich möchte mit meiner Komposition die Schönheit der Stille zeigen und die Sehnsucht danach wecken. Aber wie komponiert man Stille? Das Orchester vielleicht gar nicht spielen lassen? Ich werde in meiner Komposition die Stille in Relation zu ihrem Gegenteil zeigen. Schnelle und laute Passagen werden sich mit leisen und ruhigen Momenten abwechseln. Vielleicht wird es mir gelingen, eine Art «Verkehrtherum»-Komposition zu schreiben, wo die Höhepunkte nicht wie üblich grosse Klangballungen und rhythmische Verdichtungen sein werden, sondern entschleunigte Momente der Ruhe und Stille.»

Infos zur UA Enceladus

David Sontòn Caflisch (*1974)

Enceladus (2019) für Quintett und Orchester


Er wurde in Basel geboren und wuchs in Graubünden auf. Nach den Diplomen für Violine bei Michael Gebauer in Zürich setzte er das Violinstudium bei Ingolf Turban in Stuttgart und bei Hansheinz Schneeberger in Basel fort. In Chur gründete er 1992 das Kammer­ensemble musicuria, dessen Arbeit seit 2002 mit dem Ensemble ö! für zeitgenössische Musik fortgesetzt und unter seiner künstlerischen Leitung weitergeführt wird. Von 2004–08 studierte er Komposition bei Isabel Mundry an der Hochschule für Musik und Theater in Zürich. 1998 erhielt er einen Förderpreis des Kantons Graubünden, 2002 den Hauptpreis des Eliette-von-Karajan-Kulturfonds, 2009 den Annerkennungspreis der Stadt Chur und 2015 den des Kantons Graubünden. Er ist Mitglied vom Ensemble Phoenix Basel, dem Fathom String Trio und Stimmführer in der basel sinfonietta. Für seine kompositorische Tätigkeit lässt er sich vor allem von der Architektur, der Mathematik und der Physik inspirieren. Über die Schnittstellen dieser verschiedenen Disziplinen referiert er auf Einladung unterschiedlicher universitärer Fakultäten.

David Sontòn Caflisch über sein Werk: «Das Solokonzert entwickelte sich im Barock aus der sehr beliebten Gattung concerto grosso heraus und löste diese erst im Spätbarock ab. Das virtuose Soloinstrument trat in den Vordergrund und nur noch wenige Werke für mehrere Soloinstrumente entstanden, dafür aber sehr gewichtige wie die Sinfonia concertante für Violine, Viola und Orchester von W. A. Mozart, das Tripelkonzert von Beethoven oder das Doppelkonzert von Brahms. In meiner neusten Komposition greife ich zurück auf die Gattung eines concerto grosso, allerdings mittels neuer Zusammensetzung der Soloinstrumente. Die seid Schönberg etablierteste Ensemblebesetzung von Flöte, Klarinette, Violine, Violoncello und Klavier bildet hier das Solistenquintett. Daraus forme ich nun aber wieder einen homogenen Klangkörper, sodass das Quintett zum eigentlichen Soloinstrument wird. Der kleine Mond des Planeten Saturn, Enceladus, birgt fast mit Sicherheit eine Lebensform, tief unter seiner Eisoberfläche. Dieses Leben wird vom Solistenquintett in einer Art Science Fiction dargestellt, während das Orchester den riesigen Gasplaneten mit seiner Gravitation auf den Mond repräsentiert.»

Konzert 1

Ursprung


Das Eröffnungskonzert der Biennale von Ensemble ö! im Bündner Kunstmuseum präsentiert drei gewichtige Werke von Anfang, Mitte und Ende des 20. Jahrhunderts. Es leitet ein in die folgenden Konzerte, die schliesslich hauptsächlich Musik des 21. Jahrhunderts präsentieren. Claude Viviers Pulau Dewata, eine Komposition für variable und frei wählbare Besetzung, lehnt sich an die Gamelanmusik aus Java und Bali ein. Diese alte Musiktradition wird von Vivier in unsere Zeit transportiert. Ebenso auf sehr viel ältere Musik bezieht sich Iannis Xenakis in einem seiner ersten Werke, Zyia für Sopran, Flöte, Klavier und Tenorstimmen. Hier imaginiert er die archaische Musik des antiken Griechenlands. Mit einem der wohl bekanntesten Werke des 20. Jahrhunderts schliesst dieses Eröffnungskonzert, dem Boléro von Maurice Ravel. So bekannt dieses Werk heute ist, so sehr auf Unverständnis stiess es bei seiner Uraufführung 1928. Dies macht deutlich, wie visionär Ravels Denken war und Türen für neue Musik öffnete.

Konzert

Nachlass Stundung


In Nachrichten wird derzeit öfters über Rechtsfälle berichtet, in denen es um die Vererbung digitaler Inhalte von Verstorbenen an Hinterbliebene geht. Die digitale Flut, die wir vererben, beinhaltet auch bei mäßigem Gebrauch von Smartphone und Online-Diensten Details aus jedem Tag unseres Lebens, die wir möglicherweise lieber mit ins Grab genommen hätten. Die digitaltestamentarische Selbstbestimmung wird sich in der kommenden Zeit noch stark entwickeln. Die Liebe zum Stöbern in der Vergangenheit und die sich daraus ergebende kritische Auseinandersetzung mit der Gegenwart veranlasste das Fathom String Trio zu einer Zusammenarbeit mit dem Komponisten Friedemann Treiber. Seine Tonsprache lehnt sich an frühe atonale Musik um Bernd Alois Zimmermann an und transferiert diese in heutige Formsprache. Auch die Werke von Rolf Riem, Franz Furrer-Münch und Mauricio Kagel beschäftigen sich mit dem Umgang der Vergangenheit in der Gegenwart.

Konzert 3

Dürrenmatt-Zyklus


Das Orchestre Musique des Lumières besteht aus jungen ambitionierten Musikerinnen und Musikern und zeichnet sich durch seine innovativen und unkonventionellen Programme aus. So beauftragte das Orchester 2017 und 2018 vier Schweizer Komponisten aus drei Landesteilen, neue Werke zu schreiben, die allesamt konkret Bezug nehmen zu Texten Friedrich Dürrenmatts. Entstanden ist so ein sehr farbiger und einzigartiger Zyklus, in welchem sich die Komponisten Dominique Chesseney Rappo, Marco Perez Ramirez, Andreas Pflüger und David Sontòn Caflisch auf unterschiedlichste Weisen dem grossen Schweizer Autoren nähern. Abgeschlossen wird das Konzert mit einer neuen Fassung des bedeutenden Werkes Pulau Dewata von Claude Vivier. Vivier gibt hier keine fixe Besetzung vor, sondern überlässt diese den Aufführenden. Das Werk wurde von Ensemble ö! bereits mehrmals in unterschiedlichen Besetzungen aufgeführt. Heute nun ertönt die Fassung für Ensemble ö! und das Orchestre Musique des Lumières.

Konzert 4

Liedermatinée Gion Antoni Derungs


Mit dem Matinée-Konzert vom Sonntag ehrt die Biennale den Bündner Komponisten Gion Antoni Derungs mit gleich zwei seiner Liedzyklen, Chanzuns romanticas und Aquarels. Hier vertont Derungs in seinem ganz eigenen Stil zwischen Tonalität, freier Tonalität und Atonalität Texte namhafter romanischer Autoren wie Martin Fontana, Arnold Spescha, Lothar Deplazes oder Andri Peer. Seiner Musik gegenübergestellt werden Lieder in deutscher und romanischer Sprache sowie ein Solostück für Klavier des Disentiser Duri Sialm.

Konzert 5

Sinfoniekonzert


Neben den Uraufführungen der zwei in Auftrag gegebenen Werken von Fortunat Frölich und David Sontòn Caflisch gelangen im Abschlusskonzert der Biennale das Werk Inbalanced Instability des renommierten Schweizer Komponisten und Ernst-von-Siemens-Musikpreisträgers Dieter Ammann sowie die 4. Sinfonie des Bündners Gion Antoni Derungs zur Aufführung. In diesem Programm kommt die Vielfältigkeit von Schweizer Musik aus drei Generationen besonders zum Tragen. Dieter Ammann macht in seinem eindrücklichen Werk für Solovioline und Orchester den Titel zum Programm. Zu jedem Zeitpunkt des Werkes kann die Musik jeden noch so unerwarteten Richtungswechsel einnehmen. Dieses ständige Balancieren gibt dieser Musik durch ihre Unvorhersehbarkeit ihre besondere Kraft. Gion Antoni Derungs’ 4. Sinfonie, er hat insgesamt zehn Sinfonien komponiert, trägt den Titel La rabiata. Auf der Originalpartitur hat Derungs den bezeichnenden Zusatz vermerkt: Zwischen Trotz und Auflehnung, Depression und mutigem Aufbruch.

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Lia Rumantscha